Zu behaupten, dass kleine Hafenstädtchen Tickle Cove habe schon einmal bessere Zeiten gesehen, erscheint reichlich untertrieben. Wo die Männer des Dorfes früher als Fischer sich und ihre Familien ernährten, herrscht inzwischen eine erschreckende Trostlosigkeit. Es gibt weder Arbeit noch eine Perspektive und so sind die meisten jungen Einwohner längst weggezogen. Doch dann keimt plötzlich Hoffnung auf – selbst beim knochigen Raubein Murray (Brendan Gleeson) und seinem besten Freund Simon (Gordon Pinsent). Als eine Ölfirma ankündigt, im beschaulichen Tickle Cove eine neue Fabrik errichten zu wollen, sehen darin viele die letzte Chance für ihren geliebten Hafen. Leider hat das Vorhaben nur einen Haken. Ohne einen ortsansässigen Arzt, den die Ölfirma zur Voraussetzung für den Bau der Fabrik macht, werden Investitionen und Arbeit wieder einmal an Tickle Cove vorbeiziehen.
Doch für Murray heiligt in diesem Fall der Zweck fast jedes Mittel. Euphorisiert von der Aussicht auf eine blühende Zukunft für seinen Heimatort lockt er den jungen Arzt Dr. Paul Lewis (Taylor Kitsch) von der Stadt in den auf den ersten Blick etwas trostlosen Hafen. Zuvor wurden bereits die Dorfbewohner in Murrays cleveren Plan eingeweiht. Dieser sieht vor, Dr. Lewis alle Wünsche von den Augen abzulesen, wobei man es mit der Wahrheit nicht so genau nimmt. Da werden die Männer in Tickle Cove praktisch über Nacht zu glühenden Cricket-Fans – dem Lieblingssport des Doktors – und so manche Frau zu einer nicht ganz freiwilligen Flirtpartnerin.
Dass die Geschichte recht vertraut klingt, hat einen einfachen Grund. „Die große Versuchung“ ist das Remake des franko-kanadischen „Die große Verführung“ (2003). Unter der Regie von Don McKellar, der bislang meist vor der Kamera stand, wird aus der eigentlich eher tristen Prämisse – ein Dorf ohne Perspektive, Bewohner ohne Arbeit – optimistisches Feel-Good-Kino, dessen Charme und Witz ziemlich rasch verfängt. Der trockene Humor passt ebenso zur Landschaft und den Menschen wie Brendan Gleeson zur Figur des leicht kauzigen, schroffen Anführers einer ungemein sympathischen Münchhausen-Truppe.
Kanada 2013; Regie: Don McKellar; Darsteller: Brendan Gleeson, Taylor Kitsch, Gordon Pinsent, Liane Balaban, Rhonda Rodgers; Länge: 113 Min., FSK 6
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